UNESCO Projektschule – was ist das eigentlich?

Das Illtal-Gymnasium ist UNESCO Projektschule. Das sieht man auf der Startseite der Homepage und auf der Facebook-Seite. Neben dem Sekretariat hängt die Anerkennungsurkunde vom August 1989 (ja, tatsächlich, im August 2019 sind wir schon 30 Jahre UNESCO Schule). Im Schaukasten am Haupteingang gibt es auch einiges zu sehen. Aber was heißt es eigentlich, UNESCO Schule zu sein?

UNESCO Projektschulen setzen sich ganz besonders dafür ein, die Leitbilder der UNESCO, der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation umzusetzen. Dafür engagieren sich UNESCO Projektschulen in 6 Säulen, die alle gemeinsam ein Dach tragen, nämlich die Friedenserziehung. Es geht also ganz grundsätzlich darum, dass Schülerinnen und Schüler lernen, sich für eine friedliche Welt einzusetzen.

Dazu gehört aber mehr als nur der Verzicht auf Waffen und gewaltsame Konflikte. Jede Säule ist mehr oder weniger in einer Schule lebendig, jede Schule setzt ihre eigenen Schwerpunkte. Neben Themen, die im Unterricht behandelt werden, gehören ganz unterschiedliche kleine und große Dinge im Schulalltag zum Leben einer UNESCO Projektschule. Wie ist das nun am IGI?

Menschenrechte und Demokratieerziehung

Diese Säule ist eine der wichtigsten am IGI. Dazu gehört die regelmäßige Teilnahme am Wettbewerb „Jugend debattiert“ und das Training, das (fast) alle Schülerinnen und Schüler dazu in der 8. Klasse durchlaufen, um sich sinnvoll und argumentativ sicher mit anderen auseinandersetzen zu können. Dazu gehören aber auch die Juniorwahl zur Bundestagswahl, unsere starke SV und der eigens bei uns eingerichtete Schülerrat. Im Schulsanitätsdienst lernen Schülerinnen und Schüler, sich für andere zu engagieren und selbstbewusst Hilfe zu leisten. Und als Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage treten wir ein für Vielfalt und Toleranz und stehen Ausgrenzung und Rassismus entschlossen entgegen.

Interkulturelles Lernen, Zusammenleben in Vielfalt     

Natürlich steht hier an erster Stelle unser bilingualer Zweig. Aber auch über die deutsch-französischen Beziehungen hinaus sind wir ganz vielfältig unterwegs. Im Adventslesen gibt es jedes Jahr für die unteren Jahrgangsstufen Geschichten aus anderen Ländern zu hören. Die älteren Schülerinnen und Schüler können sich im Missio-Truck über Flucht und Fluchtursachen informieren. Die Sportbewegte Schule verbindet ganz unterschiedliche Kinder und Jugendliche, und die Besten fahren dann in ganz verschiedenen Disziplinen zu den Wettbewerben von Jugend trainiert für Olympia. Der Besuch von Synagoge, Moschee und Tempel steht immer wieder als Unterrichtsgang auf dem Programm. Schülerinnen und Schüler, die noch nicht lange eine Schule in Deutschland besuchen, erhalten Unterricht im Fach Deutsch als Fremdsprache. Das IGI ist Partner im Netzwerk Engagierte Stadt Illingen und damit eng eingebunden in ganz verschiedene Aktionen und Abläufe in der Gemeinde. Und schließlich organisieren wir für verschiedene Anlässe immer wieder sehr erfolgreiche Spendenläufe.

Bildung für nachhaltige Entwicklung    

Hier geht es nicht nur um die Umwelt, sondern auch um faire Arbeitsbedingungen in der ganzen Welt, um bewussten Konsum und überlegte Entscheidungen. Schülerinnen und Schüler sollen lernen, Verantwortung zu übernehmen für die Welt, in der wir alle leben. So sind zum Beispiel die Schokoladennikoläuse der Nikolaus-Aktion nicht nur dem Original-Nikolaus nachempfunden und schokoladig lecker, sondern fair produziert. So können die Kakaobauern tatsächlich vom Erlös ihrer Ernte leben. Und der Erlös, den wir an der Schule damit erzielen, kommt dann auch wieder einem guten Zweck zu. Nachhaltigkeit beginnt aber manchmal ganz im Kleinen – zum Beispiel mit dem Hofdienst, den die Klassen 5 bis 9 immer für eine Woche übernehmen und so dafür sorgen, dass Müll statt in der Natur im Container landet. Auch Mode kann nachhaltig sein, wenn sie zum Beispiel wie die Palca-Kollektionen oder die Produkte ehemaliger Schülerfirmen aus fair produzierten Stoffen hergestellt und in regionalen Betrieben bedruckt werden.

Global Citizenship

Global Citizenship ist ein kompliziert klingender Begriff und meint eigentlich etwas sehr Einfaches: Es geht darum, dass wir alle Weltbürger sind. Nicht die Abgrenzung zu „den Anderen“ zählt, sondern die Idee, dass es eigentlich auf der ganzen Welt nur eine Gruppe Menschen gibt – UNS. Um das zu erleben, haben wir verschiedene Schulpartnerschaften. Die AG Dritte Welt – Aktion Palca setzt sich in vielen Projekten für diese „eine Welt“ ein. Die SV und die Aktion Palca stemmen regelmäßig eine Kleidersammlung für ein rumänisches Waisenhaus. Dazu kommt aber auch das Naheliegende, denn die große weite Welt beginnt vor der Haustür. Als Nachbarschaftsschule kooperiert das IGI mit dem DRK, dem ASB, der AG Benin, dem Afrikaprojekt Dr. Schales, der Gemeinde Illingen, den Sportvereinen der Gemeinde und noch mit vielen anderen lokalen Akteuren.

Freiheit und Chancen im digitalen Zeitalter

Überall liest man gerade den Begriff der Digitalisierung. Moderne Technologie und Kommunikationsplattformen haben unser Leben und unseren Umgang miteinander in den letzten Jahren so sehr verändert wie vorher kaum eine andere technische Erfindung. Damit unsere Schülerinnen und Schüler lernen, verantwortungsbewusst mit dieser digitalen Freiheit umzugehen, gibt es die AG Medienscouts. Aber auch WhatsApp-Klassenregeln helfen, sich mit moderner Kommunikation zurechtzufinden, genauso wie das Medienkompetenztraining, das alle Schülerinnen und Schüler am IGI durchlaufen.

Welterbeerziehung

Man kann sich nur dann bewusst in der Welt bewegen, wenn man ihre Vergangenheit kennt. Das Erbe der Welt für uns, für die Welt, das es zu erhalten gilt, steht für UNESCO Projektschulen ganz besonders im Fokus. Dabei kann es sich um ganz verschiedene Formen von Welterbe handeln. Auf der Klassenfahrt ins Biosphärenreservat und das Spohns Haus lernen die 6. Klassen ein Weltnaturerbegebiet kennen. Ein Besuch der Völklinger Hütte bringt Welterbe in Form eines Industriedenkmals näher. Auf der Fahrt ins KZ Natzweiler-Struthof lernen Schülerinnen und Schüler auch die extremsten Geschichtserfahrungen kennen und setzen sich damit auseinander, wie wir alle gemeinsam verhindern können und müssen, dass sich manche Erfahrungen aus der Geschichte wiederholen. Dazu trägt auch das schon vor über 30 Jahren ins Leben gerufene Projekt zur Pflege des jüdischen Friedhofs bei, das nun wieder aufgenommen wurde.

All diese kleinen und großen Projekte, Unternehmungen und Aktionen gemeinsam ergeben das Illtal-Gymnasium als weltoffene, tolerante Schule, aus der kritische, selbstbewusste, offene Menschen hervorgehen. UNESCO Projektschule zu sein bedeutet, ganzheitlich zu denken, zu leben und zu handeln. Nicht der Titel macht uns zur UNESCO Schule, es sind unsere Einstellungen, die dem Geist der Vereinten Nationen entsprechen.

Nachtrag: Weil es manchmal im Alltag ganz schön schwierig ist, zu erkennen, was uns als UNESCO Projektschule ausmacht, hat sich am 10. September 2018 ein Workshop des Kollegiums am pädagogischen Tag damit beschäftigt, einmal alles zusammenzusuchen, was dazu gehört. Daraus ist am Ende dieser Text entstanden.

Die Säulen der UNESCO Projektschulen  (c) Bundeskoordination der UNESCO Projektschulen Deutschland

Die Säulen der UNESCO Projektschulen
(c) Bundeskoordination der UNESCO Projektschulen Deutschland

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.